Viele von uns kennen die Aufregung vor dem ersten Schultag noch aus unseren Kindheitserinnerungen: Beinahe nichts im Leben von kleinen Kindern ist so spannend wie die Vorbereitung auf den ersten Schultag. Nach dem Kindergarten beginnt ein neuer Lebensabschnitt für unsere Sprösslinge, auf den sowohl Kinder als auch Eltern vorbereitet sein wollen. Das letzte Jahr vor Schuleintritt bezeichnet man als „Vorschule“. Es hilft den Kleinen dabei, sich spielerisch auf die Zeit in der Schule vorzubereiten.
Zum Thema „Vorschule“ gibt es meist viele Fragen seitens der Eltern. Zudem stellt sich so mancher die Frage, ob diese Art des Unterrichts überhaupt Sinn macht oder was es damit genau auf sich hat. In unserem Ratgeber möchten wir Sie über die grundlegenden Fragen zum Thema „Vorschule“ informieren. Auch erfahren Sie, wie Sie Ihren Nachwuchs auf seinem Weg zum ersten Schultag unterstützen können.
Inhaltsverzeichnis
Was genau ist eine Vorschule?
Im Grunde genommen ist die Vorschule ein Zwischenschritt vom Kindergarten in die Grundschule. Nicht in jedem Bundesland wird dieser Schritt jedoch in gleicher Form angeboten. Während es in Hamburg eine „richtige“ Vorschule gibt, die allem voran den Zweck erfüllt, Kinder mit sprachlichen Problemen besser auf die Schulzeit vorzubereiten, wird in anderen Bundesländern die „Vorschulzeit“ meist in den Kindergartenalltag integriert.
Eine Pflicht, eine Vorschule besuchen, besteht nicht. Trotzdem soll nicht unerwähnt bleiben, dass Kinder mit sprachlichen Barrieren unbedingt im Vorschulalter gefördert werden sollten, damit sie in der Schule selbst keine Misserfolge oder gar eine Rückstufung in Kauf nehmen müssen. Nichts ist so demotivierend für einen Erstklässler, als dem Unterricht nicht folgen zu können und hinter all den anderen Kindern zurückzubleiben.
Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg
Das Ziel aller Vorschulen – ganz gleich ob es sich dabei um eine in den Kindergartenalltag integrierte, eine private oder staatliche Vorschule handelt – ist es, den Nachwuchs bestmöglich auf den Schulalltag vorzubereiten. Eine gezielte Sprachförderung hilft Kindern, Entwicklungsprobleme zu vermeiden sowie sprachliche wie soziale Barrieren abzubauen.
Dabei steht die Sprachförderung im Vordergrund, denn ohne ausreichende Sprachkenntnisse, kann keine echte Kommunikation erfolgen.
Kommunikation ist das Fundament, auf das unser gesamtes weiteres Leben aufbaut.
Was lernt ein Kind in der Vorschule?
Sicher fragen Sie sich auch, was Ihr Kind in der Vorschule denn alles lernt? Viele Eltern hegen Vorbehalte, da ihrer Meinung nach das freie Spielen und Toben wenigstens bis zum eigentlichen Schuleintritt noch erlaubt sein sollte. Keine Sorge: Ihr Sprössling darf im Kindergarten weiterhin spielen, rennen, turnen und toben.
In den meisten Fällen werden die Vorschulkinder in kleinen Gruppen zusammengefasst und lernen spielerisch folgende Punkte:
- ruhig am Tisch sitzen
- mit anderen Kindern zusammenarbeiten
- Umgang mit Fremden
- mehr Selbstständigkeit beim gemeinsamen Essen
- Zahlen und Buchstaben auseinanderhalten und ein Gefühl dafür entwickeln
Wichtig ist vor allem, dass die motorischen, emotionalen, sozialen, kreativen sowie sprachlichen Fähigkeiten Ihres Kindes gefördert werden.
Schließlich gilt es später vor Schulbeginn den Einschulungstest zu bestehen, in dessen Rahmen genau auf die oben genannten Fähigkeiten geachtet wird.
Mit dem Einschulungstest wird festgestellt, ob Ihr Kind überhaupt schulreif ist oder doch besser ein weiteres Jahr im Kindergarten verbringen sollte. Gleichzeitig erfahren Kinder durch den Vorschulunterricht, dass sie keineswegs Angst vor der Schule haben müssen.
Achtung: Viele Eltern glauben, dass ihr Nachwuchs in der Vorschule bereits das Schreiben lernt. Dies ist jedoch keineswegs Bestandteil einer Vorschule, sondern der einer Grundschule.
Womöglich werden bereits Zahlen oder einzelne Buchstaben behandelt. Das ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel.
Lernen ohne Druck
Der strukturierte Schulalltag kommt früh genug, daher sollten die Kindergartenkinder in der Vorschule ohne Druck, dafür mit viel Spaß lernen. Baut man Druck auf, können sich beim Kind schnell Ängste vor der Schule entwickeln, denn es zeigt sich nichts anderes als Überforderung, wenn Sie selbst oder der Erzieher/die Erzieherin zu schnell zu viel an schulischem Wissen verlangen.
Es ist daher vollkommen unnötig, dass Ihr kleiner Abc-Schütze bereits Englisch oder Chinesisch lernt, die Zahlen perfekt aufsagen kann oder das Alphabet beherrscht. Auch das Schreiben von Buchstaben oder Zahlen muss ein Vorschulkind nicht können – nicht umsonst gibt es die Grundschule, in der die Kinder die angesprochenen Dinge in Ruhe und von einer pädagogische Fachkraft erlernen.
Ruhe und ohne jeglichen Druck bedeutet jedoch nicht, dass Sie die Neugier Ihres Sprösslings nicht unterstützen sollen. Möchte Ihr Kind etwas von Ihnen wissen oder bittet es darum, mit ihm etwas zu schreiben, erklären Sie es ihm und erweisen Sie Ihrem Liebling den Gefallen. Wissensdurst – so sehr uns selbiger manchmal lästig sein mag – ist etwas sehr wertvolles und sollte gut gepflegt werden.
Für Eltern, Großeltern, Erzieher oder Lehrkräfte gilt gleichermaßen:
Bauen Sie keinen Druck auf, nur weil Sie Ihren Schützling auf die Zukunft vorbereiten wollen.
Machen Sie Ihr Kind nicht zu einem kleinen Erwachsenen, sondern erhalten Sie die Kindheit, solange wie es möglich ist. Der Ernst des Lebens beginnt schließlich früh genug.
Ihr Kind zuhause auf die Schule vorbereiten
Was ist davon zu halten, wenn Eltern ihren Nachwuchs selbst auf die Schulzeit vorbereiten möchten? Wie groß ist der Schaden oder Nutzen, der aus dem Lernen zuhause hervorgeht? Macht es überhaupt Sinn, als Elternteil den Lehrer spielen zu wollen?
Diese und viele weiteren Fragen werden von Seiten der Erziehungsberechtigten oftmals gestellt. Grundsätzlich sollte man seinen kleinen Liebling Kind sein lassen, solange es nur geht. Dem Druck, dem selbst kleine Kinder in der Schule ausgesetzt sind, wird von Jahr zu Jahr größer, die Kindheit endet aufgrund von Lernstress, Hausaufgaben und dem damit verbundenen Zeitmangel zum freien Spielen viel früher, als wir es selbst aus unserer eigenen Kindheit kannten.
Wir raten aus diesem Grund vor einer geplanten und gezielten Vorschule im heimischen Wohnzimmer ab. Möchte Ihr Sprössling aber lernen und löchert Sie mit Fragen, nehmen Sie sich Zeit, erklären Sie mit Ruhe und ohne jeglichen Druck und versuchen Sie, dem Schulalltag spielerisch zu begegnen.
Ihr Kind wird Ihnen die gemeinsame, stressfreie und von Neugier und Wissensdurst geprägte Zeit danken.
Was bringen private Vorschulen?
Nicht jeder Kindergarten bietet eine Vorschule für künftige ABC-Schützen an. In diesem Fall liegt der Wunsch nahe, den Schulanfänger in einer privaten Vorschule auf den schulischen Alltag vorbereiten zu lassen. Doch warum ist das so und wie unterscheidet sich das Vorschulprogramm in den einzelnen Kindergärten voneinander?
Bildung ist in Deutschland Ländersache. Das bedeutet, dass jedes Bundesland selbst entscheidet, wie es seine Kinder schulisch fordern und fördern möchte. Gerade im Hinblick auf die Vorschularbeit herrscht in Deutschland jedoch ein großer Flickenteppich und es gibt weder Regeln noch Gesetze, wie diese Arbeit abzulaufen hat.
Aus Perspektive der Kinder ist dieser Umstand eine traurige Tatsache, denn anders als in Ländern wie Österreich oder der Schweiz sind Kinder in Deutschland nicht einmal dazu verpflichtet, vor Schulbeginn eine pädagogische Einrichtung wie einen Kindergarten besuchen zu müssen. Gerade für Kinder aus bildungsfernen Familien oder welchen mit Migrationshintergrund kann diese Tatsache ein grober Nachteil sein, denn allem voran das Beherrschen der deutschen Sprache ist die Grundlage jeglicher weiterer Sozialkompetenz.
Vor diesem Hintergrund ist es natürlich verständlich, dass sich Eltern – sofern kein Vorschulprogramm im Kindergarten geboten wird – für eine private Vorschule entscheiden. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass diese Art des Unterrichts oftmals mit hohen Kosten verbunden ist und die Art der Förderung finanziell nicht für jedes Elternteil machbar ist.
Weiterhin sind die Übungen im Vorschulunterricht einer Privatschule mitnichten deckungsgleich mit denen aus einem Kindergarten. In vielen privaten Vorschulen wird den Kindern viel Initiative und Engagement abverlangt und der Unterricht sehr ähnlich wie in der „echten“ Schule aufgebaut. Nicht selten entsteht dabei zu viel Druck, der Kindern die Freude an schulischen Übungen noch vor der eigentlichen Einschulung verderben kann.
Prüfen Sie also vor der Anmeldung im Rahmen einer begleiteten Schnupperstunde, ob diese Art der Beschulung etwas für Ihr Kind sein könnte.
Wie erwähnt: Kein Kind muss bereits vor Schulbeginn alles können.
Durch die richtige Vorbereitung gemeinsam Ängste abbauen
Oft sind nicht nur die Kinder eingeschüchtert vom ersten Vorschulbesuch. Meistens werden die Eltern sogar nervöser als ihr Nachwuchs. Im Idealfall bereiten Sie sich einfach gemeinsam auf den nächsten Schritt vor, indem Sie zusammen das notwendige Zubehör für die Vorschule einkaufen.
Normalerweise bekommt das Kind den Schulranzen erst bei der Einschulung – zusammen mit der Zuckertüte. Da die Sprösslinge im Vorschulkindergarten meistens nicht so viel Zubehör benötigen wie später in der Schule, reicht ein kleiner Vorschulranzen daher vollkommen aus. Mit selbigen kann sich Ihr Sohn oder Ihre Tochter bereits langsam an das Gewicht des Ranzens auf dem Rücken gewöhnen – und wird zudem sehr stolz auf das hübsche Exemplar sein. Die Vorschul-Ranzen sind kleiner als normale Schulranzen und somit nicht so schwer.
Trotzdem passt alles rein, was der Nachwuchs ganz dringend benötigt:
Vertrauen Sie auf die Bedürfnisse Ihres Kindes. Kinder müssen nicht in allen Bereichen gleich fit sein. Jeder Mensch – und jeder Vorschüler – hat stärkere und schwächere Seiten. Haben Sie große Zweifel, ob Ihr Kind den Anforderungen schon gewachsen ist, sollten Sie sich beraten lassen. Die Erzieherinnen und Erzieher im Kindergarten helfen Ihnen dabei.
Fazit
Gefordert werden unsere Kinder in der Schule in aller Regel ausreichend. Nachmittagsunterricht, Hausaufgaben, Lernstress beginnt immer früher, sodass man sich als Elternteil so manches Mal die Frage stellt, ob die Zeit des Erwachsenseins nicht bereits mit der Einschulung beginnt.
Natürlich ist es wichtig und richtig, Kinder zielgerichtet auf die Schulzeit vorzubereiten. Diese Art des Vorschulunterrichts sollte jedoch ohne jeden Druck und auf spielerische Art und Weise geschehen, damit der Nachwuchs nicht bereits vor dem eigentlichen Schulbeginn überfordert und demotiviert ist. Kein Kind muss rechnen, schreiben oder gar lesen können, bevor es seinen ersten Schultag begeht. Die Grundschule übernimmt diesen wichtigen Schritt im Leben unserer Kinder.
Selbstverständlich veranlasst die kindliche Neugier so manches Exemplar zu wahren Geniestreichen. Viele glänzen vor Kindergartenfreunden und -freundinnen bereits mit umfangreichem Wissen. Davon sollten Sie sich als Elternteil nicht irritieren lassen, sondern Ihren eigenen Sprössling im Rahmen seiner Fähigkeiten fordern und fördern. Zeit nehmen, erklären, spielen und füreinander da sein: Ein Kind, das emotional gefestigt in die Schule eintritt, wird durch Sozialkompetenz bestechen und (s)einen Weg gehen.
Etwas anders verhält sich die Sache, wenn das baldige Schulkind Probleme mit der Sprache aufweist. In diesem Fall sollten Sie sich gezielt nach einer guten Möglichkeit der Sprachförderung umschauen, denn nur, wer die grundlegende Form der Kommunikation beherrscht, wird am Sozialleben teilnehmen können. Sprache gilt als der Schlüssel zu jeglicher weiterer Sozialkompetenz und darf keinesfalls unterschätzt werden.
Fragen Sie bei Problemen ruhig in Ihrem Kindergarten nach; in beinahe allen Fällen wissen die Erzieherinnen und Erzieher hilfreiche Ansprechpartner, die Ihrem Nachwuchs eine gute Stütze sein können.
Wir wünschen Ihrem Kind und Ihnen eine spannende Vorschulzeit mit viel Neugier und Wissensdurst – aber ohne jeden Druck.
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